Startschuss für zukunftsweisendes Projekt

Artikel der Backnanger Kreiszeitung vom 11.10.2017

Gewerbliche Schule Backnang engagiert sich erneut in einem europäischen Programm

EMOR steht für „Electro Mobility On The Road“ und ist der Name des Erasmus-Projektes, das die Gewerbliche Schule Backnang jetzt gemeinsam mit ihrer finnischen Partnerschule in Angriff nimmt. Denn dem Elektromobil gehört wohl die Zukunft.


Von Carmen Warstat


 

BACKNANG. Es soll also speziell um unsere zukünftige Mobilität gehen, um Elektromobilität – Dr. Isolde Fleuchaus, Oberstudiendirektorin und Leiterin der Gewerblichen Schule, eröffnete den gestrigen Festakt, der mitten in der Kfz-Werkstatt stattfand: Ein erst kurz zuvor eingetroffenes E-Auto war dort aufgebaut, ein japanisches Fabrikat, das der Landkreis als Schulträger finanzierte.

Leider kein Modell eines deutschen Autoherstellers, bedauerten mehrere Festredner und brachten damit die zurzeit unbefriedigende Situation hinsichtlich des Entwicklungsstandes von Elektromobilität hierzulande auf den Punkt. Umso aktueller und dringlicher sei es, dass sich die junge Generation, auch im engeren Wortsinn grenzüberschreitend, dieser Thematik annehme und dafür fit gemacht werde. Die Partnerschaft mit Finnland sei nicht neu, so Fleuchaus. Vielmehr hätte man schon im Comenius-Projekt „It makes sense“ zu erneuerbaren Energien von Nord nach Süd und auch im Erasmus-Plus-Projekt (mit benachteiligten Jugendlichen) mit dem Oulu Vocational College die Köpfe zusammengesteckt. Momentan gehe es darum, gemeinsam mit der Partnerschule in Finnland einen Fahrplan für das aktuelle Projekt mit für beide Seiten verbindlichen EMOR-Curricula zu entwickeln.

Die Auseinandersetzung mit der Thematik erfolgt in verschiedenen Aktionsfeldern und soll in einem ganzheitlichen Ansatz fachliche mit überfachlichen Kompetenzen verbinden.

Im März hatten die Initiatoren nach zahlreichen Gesprächen und Planungen den Erasmus-Antrag eingereicht und Ende Juli den Zuschlag erhalten. Das grundlegende Ziel des Projektes ist es, die auf dem Markt vorhandenen E-Mobilitätskonzepte auf ihre Alltagstauglichkeit hin zu überprüfen und den potenziellen Nutzen für den Endverbraucher herauszuarbeiten. Das erfordert eine intensive fächerübergreifende Auseinandersetzung mit der Technologie, ihrer Funktionsweise sowie den damit verbundenen Chancen und Risiken. Es werden Schüler verschiedener Klassen und Schularten über drei Jahre intensiv daran arbeiten. Auf der Tagesordnung stehen beispielsweise Fragen wie: Welche Werkstattinfrastruktur benötigen derart neue Mobilitätskonzepte? Und welche Ausstattungen brauchen Werkstätten? Nicht zuletzt: Was müssen junge Kfz-Mechatroniker an Know-how beherrschen?

Ziel solcher Projekte sei es immer, so Isolde Fleuchaus weiter, „möglichst vielen Schülern und Lehrern die Möglichkeit zu geben, Erfahrungen in der Zusammenarbeit durch intensiven Kontakt in europäischen Kontexten zu sammeln und dadurch auch in der praktischen Arbeit die Sprachkompetenzen über den allgemeinen Bereich hinaus zu entwickeln und zu festigen“. Effektiven gegenseitigen Besuchen im vergangenen Jahr werden weitere folgen: Lehrer und Schüler werden nun in grenzüberschreitenden Gruppen einzelne Aufgaben bearbeiten, die bei den Treffen in beiden Ländern zusammengefügt und präsentiert werden. Die Roadmap zu erstellen und sie für die nächsten drei Jahre mit Zielen und Inhalten zu füllen, das ist die Aufgabe von heute und den kommenden beiden Tagen, so die Schulleiterin. „Die Schüler starten dann im Dezember und Januar mit wechselseitigen Besuchen und Arbeitsaufträgen.“

Ein Teilziel steht allerdings schon fest: Mit Unterstützung der Robert-Mayer-Schule Stuttgart, einer Gewerblichen Schule für Installations- und Metallbautechnik, wird auf dem Hof des Backnanger BSZ eine E-Tankstelle entstehen. „Die Auszubildenden von der Stuttgarter Berufsschule kommen her und bauen die“, kündigte Schulleiter Reiner Immik an. Wirklich froh darüber, beginnen zu können, zeigte sich Alpo Kaisto, Schulleiter der Haukipudas-Einheit der Oulu Vocational School. Er war mit Kollegen der finnischen Partnerschule gekommen und referierte in englischer Sprache. Alpo Kaisto bezeichnete es als bemerkenswert, dass vorbereitende Diskussionen über Netzwerke wie Skype geführt werden konnten und nannte die Verbesserung der Ausbildung das Wichtigste, zumal eine neue Ära auf die Schüler warte.

Weitere Festredner, darunter Norbert Barthle, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Ministerialrat Siegmut Keller vom Referat 55 Europa, im Bundesrat verantwortlich für überregionale und internationale Angelegenheiten, als Vertreter des Schulträgers der Erste Landesbeamte des Rems-Murr-Kreises, Michael Kretzschmar, sowie Christian Reher als Vertreter der Kfz-Innung gratulierten und dankten den Initiatoren des Projektes.

Das Impulsreferat zur „Effizienztechnologie“ gab Timo Reuter von der Firma Greening in Leutenbach.

 

 

 

Die Partner des EMOR-Projektes: Markus Merk, Schulleiterin Dr. Isolde Fleuchaus, Sami Piirainen, der finnische Schulleiter Alpo Kaisto, Jari Tajakka und Uli Schöller vor dem Elektroauto

 

 

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